Campst Du noch… oder wohnst Du schon?! Camper Freunde werden in Spanien Sesshaft

Campst Du noch… oder wohnst Du schon?! Camper Freunde werden in Spanien Sesshaft

  1. März 2024

Die Zeiten ändern sich gewaltig. Nicht nur die politische oder wirtschaftliche Lage ist im Wandel, sondern auch viele Camper Freunde sind gerade in einem Transformationsprozess.

Möglicherweise liegt das an dem mittlerweile ziemlich ungemütlichen Strandleben. Freistehen wird zum Kuschelcamping und auch der Ton einiger Mitmenschen ist mehr als Fragwürdig. Verbal – agressive Attacken werden immer häufiger und die Guardia Civil greift immer öfter zu drastischeren Maßnahmen als einfach nur eine schlichte Vertreibung. Teilweise werden Bußgelder erhoben oder auch mal eine Kralle an die Weißware geheftet, so das der Besitzer sofort sein für viel Geld Auto auslösen muss.

Einige Freisteher – Hotspots sollen konsequent durch Höhenbegrenzungen von den Wohnmobilen gesäubert werden. Unter anderem sind wunderschöne und auch berühmte Plätze und Buchten im Gespräch, die völlig überlaufen sind. Einheimische, welche im PKW kommen und auch Strandleben genießen möchten, finden dort absolut keinen Platz mehr. Playa Arroz in der Calabadina, Playa Huigerica und Playa Carolina in Aguilas sind da betroffen.

Eine Entwicklung, die aufgrund des erhöhten Aufkommens von Wohn – und Reisemobilen aller Art voraussehbar war. Diese werden immer Länger und Größer. Früher waren Slider noch etwas besonderes und auch ein Hingucker…. Heute sind sie alltäglich. Die Zahl der Spanien – Überwinterer ist in den vergangen Jahren extrem angestiegen und da nun auch die Boomer langsam in Rente gehen, wird es nicht weniger.

Natürlich verstehe ich, das sich halb West – und Nordeuropa auf den Weg in die Sonne macht. Da ist es auch egal, ob die weltweite Inflation auch Spanien getroffen hat und das hier auch alles viel teurer geworden ist. Das Wetter gleicht alles aus. Mir geht es da ja ähnlich und auch ich bin hier. Allerdings nicht um Strandpartys und Kuschelcamping zu erleben. Mir dieses tut dieses trockene Klima und die Wärme hier einfach gut . Weniger starke Schmerzmedikamente und weniger Problem mit den Knochen und Gelenken heißt höhere Lebensqualität und vielleicht auch das eine oder andere Jahr länger auf dieser verrückten Welt.

Schließlich werde ich in den nächsten Tagen 60 und das ist schon viel, viel mehr, als aufgrund meines Gesundheitszustand zu erwarten war!

Aber nicht nur ich werde Älter. Langsam aber sicher werden auch die Altcamper immer reifer und möchten aus diesem Grund Alternativen suchen. Das Reisen im Camper… egal ob Klein oder Groß …kann auf Dauer schon ziemlich anstrengend und auch sehr teuer sein. Nicht nur das Freistehen ist eingeschränkt, auch die Campingplätze werden immer knapper und auch teurer. 50 Euro und mehr pro Tag ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Natürlich gibt es auch preiswertere Alternativen, aber selbst ein schnöder Stellplatz kostet heute zwischen 9 und 15 Euro,

Nicht nur aus diesen Gründen werden immer mehr Camper hier in Spanien Sesshaft. Sie suchen Wohnungen, Häuser oder auch Grundstücke, um dort zu leben. Manche nur für ein paar Monate, einige aber auch auf Dauer. Viele mieten oder pachten, aber auch das wird aufgrund der hohen Nachfrage immer teuer. Noch vor einigen Jahren konnte etwas im Hinterland aber Küstennah ein Haus für 300 Euro im Monat gemietet werden. Das ist aber auch so gut wie vorbei. Natürlich gibt es noch das ein oder andere Schnäppchen, aber ohne Kontakte ist es fast unmöglich.

Wer es sich leisten kann, kauft ein Haus oder ein Grundstück. Der Immobilienmarkt boomt. All das geht aber auch wieder auf Kosten der Einheimischen. Für die Spanier ist es mittlerweile fast unmöglich eine bezahlbare Wohnung oder ein Haus zu finden. Gerade in den größeren Städten ist das eine Katastrophe.

Für mich kommt eine feste Unterkunft alleine schon aus Kostengründen hier im Süden gar nicht in Frage. So wie es im Moment aussieht, wird diese Saison auch mein letzter Winter in Spanien sein. Ohne große Investition wird mein BonnyMobil den TÜV in Deutschland wohl nicht schaffen und ich kann nicht noch einmal so viel Geld investieren, wie vor 2 Jahren.

Wahrscheinlich müsste ich noch einmal etwa 2000 Euro aufwenden um das BonnyMobil über den TÜV zu bringen. Meine Ersparnisse sind verbraucht und auch einen anderen, gebrauchten Van zu kaufen ist für mich unmöglich, da unbezahlbar. Wenn ich viel Glück habe, kann ich mir in Deutschland einen günstigen Kleinwagen kaufen. Aber auch das ist nicht sicher. Es gibt ja immer noch Rosinate, mein treues E – Bike und das 49 Euro Ticket

Gut….. ich muss die Dinge so nehmen, wie sie kommen und mich an den Gedanken gewöhnen, das Bonny´s und meine Zeit in Spanien unwiederbringlich zu Ende geht. Darum genießen wir auch die aller letzten Wochen an unserem Lost Place, der uns ja zur Heimat geworden ist und uns nun ganz alleine gehört.

Ja, auch meine Camper – Nachbarin, mit der ich hier 2 Jahre lang gestanden habe, hat dem Vanlife den Rücken gekehrt und lebt nun in einem Haus.

Ich bleibe noch ein wenig hier. Im April bekomme ich meine neuen Zähne. Bis alles richtig passt und sitzt, wird es wahrscheinlich Mai werden. Auch Bonny hat Mitte April noch einen Termin zur Blutabnahme und zum Hundefriseur.

Ich habe meinen ersten Arzttermin in Deutschland Ende Juni. Im Juli muss das BonnyMobil zum TÜV, also werden ich mich im Mai irgendwann auf den Weg machen.

Die Jahre hier sind wirklich wie im Flug vergangen. Ich erinnere mich noch wie gestern an unsere erste Reise 2018. 6 Jahre, in denen ich viel gesehen und erlebt habe, aber auch viel über Menschen und über mich gelernt habe. Es gab wunderschöne Momente, aber auch extrem Traurige. Mir ist klar geworden, was ich möchte und was ich nicht oder nicht mehr möchte. Ich habe festgestellt, das ich so viel stärker bin, als ich es vor der ersten Reise für Möglich gehalten hätte.

Ja, das alles klinkt nach Abschied und es ist auch einer, wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Bonny und ich werden versuchen aus allem das Beste zu machen, egal was kommt. Eine andere Möglichkeit haben wie doch sowieso nicht. Und was bleibt sind die Erinnerungen an eine aufregende und spannende Zeit in Spanien.

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